
CIRIL TSCHELIGI
Regisseur und Autor von Dokumentar- und Spielfilmen mit besonderem Interesse am Unbewussten, der auch mal Werbefilme dreht, als Kameramann und Cutter arbeitet und Videoportale gründet.
Ciril Tscheligi wurde 1980 in Zürich geboren. Nach einer auffälligen Schulkarriere mit sieben Schulwechseln und der Auseinandersetzung mit einer ungewissen Zukunft, entdeckte Tscheligi seine Leidenschaft für den Film bei JOB TV, einem Programm für Arbeitslose in Zürich. Schnell erlernte er hier die Grundlagen von Kameraführung und Schnitt. Erste eigene Gehversuche in der audiovisuellen Welt - vor allem im Bereich Dokumentarfilm - ließen nicht lange auf sich warten. Eine achtteilige Dokumentar-Serie für die Jugend Redaktion des Schweizer Fernsehens folgte - und die Erkenntnis, dass es die Kombination von Fiktion und Dokumentarfilm ist, die ihm die Freiheit bot, seine nicht immer den Gesetzen der Realität gehorchende Welt einzufangen und sinnfällig werden zu lassen.
2002 kam Ciril Tscheligi nach Berlin und zum Regiestudium an die Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ nach Potsdam-Babelsberg – der heutigen Filmuniversität.
Unter seiner Regie entstanden hier mehrere Kurzfilme: Die erste dokumentare Filmübung 2003 war das Porträt über seinen ungarischen Kunstmaler-Opa "Beginn einer Erinnerung". "DemRusto" (2004) ist dem „Erotic Tales“-Workshop mit Rosa von Praunheim zu verdanken, welcher auch Tscheligis Professor war. 2005 folgte der Tanzfilm "Tchardon". Die ARTE-Koproduktion "Mr. und Mrs. Murali" realisierte Ciril Tscheligi 2006. 2007 kam die Kunstlichtübung "Puppenheim" dazu und 2008 der Thriller Halle "M".
Für den Dokumentarfilm "Ellen Ellen" (2006) - ein Porträt zweier Dominas, das er extern realisierte, gab es von der Filmbewertungsstelle Wiesbaden das Prädikat wertvoll. „Der insgesamt mutige und schnörkellose Dokumentarfilm liegt weit jenseits der modisch-glatten Fernsehberichte über das Gewerbe. Er macht deutlich, dass beide Frauen einen Markt bedienen.“, lobte der Bewertungsausschuss. „Besonders herauszuheben ist, dass der Film im echten Sinne ‚hinter die Kulissen‘ schaut und keine voyeuristischen Gelüste bedient, dafür ist die Bildsprache zu unkonventionell, sind die technischen Erläuterung der Dominas zu professionell distanziert und die Offenbarung der seelischen Abgründe zu nahe und ergreifend.“
Im Sommer 2008 schloss Ciril Tscheligi sein Studium erfolgreich ab. Dass es in seiner schriftlichen Diplomarbeit um „Das Unbewusste im Film“ ging, überraschte nicht. Sein Diplomfilm "Im Wendekreis des Bären" wurde auf dem Filmfestival Max Ophüls Preis in Saarbrücken 2008 uraufgeführt und erhielt im selben Jahr auf dem Filmfestival in Locarno eine „Besondere Erwähnung“.
Drei Jahre später präsentierte Ciril Tscheligi mit "Mein Prinz. Mein König" sein Langfilmdebüt. Der Film über einen verurteilten Pädophilen, der Jahre später wieder auf sein Opfer trifft, wurde auf dem Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern 2011 uraufgeführt und mit dem Preis für die beste Musik- und Tongestaltung ausgezeichnet. Einladungen zum World Film Festival Montréal ("An intriguing first feature ...", Variety) und zum São Paulo International Film Festival folgten noch im selben Jahr. Den Film kann man sich auf diversen Plattformen anschauen wie zB. Amazon, Google Play, youtube etc. sowie auch als DVD erwerben.
Seither entstanden mehrere Dokumentar- und Werbefilme, wie zum Beispiel das Langzeitportrait „BESKO“ für die DOK-Reihe des Schweizer Fernsehens (SRF). Besko hat es in der Schweiz zu einer unrühmlichen Berühmtheit geschafft. Der erste Schweizer „Knast-Rapper“, der gegen seine Abschiebung kämpft. Momentan sitzt Besko ein weiteres Mal im Gefängnis, hadernd mit sich und seiner verbauten Zukunft. Tscheligi arbeitete von 2011 – 2022 an dem Projekt.
Ein Jahr darauf folgte die Dokufiction „DRAUFF!“ – ein liebevolles Portrait über ein engadiner Urgestein. Der Film lief auf mehreren Festivals und gewann den Hauptpreis beim Korea International Shortfilm Festival.
Ciril Tscheligi ist auch als Kameramann tätig. Sein letzter Film „Miss Holocaust Survivor“ gewann 2023 den Spezialpreis des Ernst Lubitsch Preis´.